secrets of words
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secrets of word (2009)
Zwei Triptychen, temporäre installation in der kirche zu troistedt

Es wird erzählt, dass die 12 Apostel-Figuren, die in der oberen Arkardenreihe des Altars stehen, von Goethe selbst gefertigt sind. Er gab sie dem Hofarchitekten Coudray mit, der gerade mit dem Umbau der Kirche beschäftigt war. Diese Schenkung war nicht die erste Recyclingaktion dieser Art in der Kirchengeschichte. Apostel müssen wandern.

Walter Bergmosers Installation korrespondiert mit diesen Figuren. Er hat zwei Patronatslogen, in denen einst privilegierte Kirchgänger saßen, zu Leuchtkästen gemacht. Sechs Halbfiguren bilden zwei transparente Triptychen, gleichsam zwei weitere Apostelgruppen, mit dem Unterschied dass sie nur aus ihm selbst bestehen. Die Individualität der Person, ihre Erkennbarkeit, ist durch die fehlende Schärfe der Aufnahmen zurück genommen. Die Textfragmente unter den Bildern sind jedoch Verbindungen in die Gemeinschaft der Frommen. Sie stammen aus dem Lobgesang der Maria, einem Fürbittengebet zur Nacht, dem apostolischen Glaubensbekenntnis und anderen Quellen. Sie sind für den Kenner erkennbar, aber auch verfremdet: „dein wille, so dir geschehe“.

Der Künstler verspannt sich selbst in den Raum. Er dreht und wendet sich, schafft Abweichungen und Übereinstimmungen. Außerdem ist sein Bild vom Außenraum abhängig, denn mit dem Wechsel der Witterung macht das von außen eindringende Licht sein Körperabbild übersehbar oder stark präsent.